Verschiedene Medikamente können zu Haarausfall führen, und die Gründe dafür variieren je nach Wirkmechanismus des jeweiligen Medikaments.

Nicht jeder, der diese Medikamente einnimmt, bekommt Haarausfall. Die Anfälligkeit kann von individuellen Faktoren wie genetischer Prädisposition, Dosis und Dauer der Medikamenteneinnahme abhängen. Wenn Haarausfall auftritt, ist es ratsam, mit einem Arzt zu sprechen, um die Ursache zu klären und mögliche Alternativen zu besprechen.

Haarausfall durch Medikamente?

Haarausfall durch Medikamente?

Warum Haarausfall durch Medikamente auftreten kann

  • Störung des Haarzyklus: Viele Medikamente können den normalen Zyklus des Haarwachstums stören, insbesondere den Übergang der Haare von der Wachstums- in die Ruhephase (Telogenphase).
  • Toxische Effekte auf Haarfollikel: Einige Medikamente können direkt toxisch auf die Haarfollikel wirken, wodurch diese absterben oder geschädigt werden.
  • Hormonelle Veränderungen: Medikamente, die das hormonelle Gleichgewicht beeinflussen, können zu Haarausfall führen, insbesondere durch Erhöhung oder Verminderung von Hormonen, die das Haarwachstum regulieren.
  • Nährstoffmangel: Einige Medikamente können die Absorption von Nährstoffen beeinträchtigen, die für gesundes Haarwachstum notwendig sind.

Haarausfall durch Zytostatika

Zytostatika, auch Chemotherapeutika genannt, führen zu Haarausfall, weil sie gezielt schnell teilende Zellen angreifen, zu denen auch die Haarfollikelzellen gehören. Warum ist das so?

− Warum fallen die Haare bei einer Chemotherapie aus?

Zielzellen der Chemotherapie

Zytostatika wirken, indem sie die Teilung und das Wachstum von Krebszellen hemmen. Da Krebszellen schnell und unkontrolliert wachsen, sind sie besonders anfällig für diese Medikamente.
Allerdings teilen sich auch andere Zellen im Körper schnell, wie die Zellen in den Haarfollikeln, der Haut und des Magen-Darm-Trakts. Diese gesunden, schnell teilenden Zellen werden ebenfalls durch die Chemotherapie angegriffen.

Schädigung der Haarfollikel

Haarfollikel haben eine hohe Zellteilungsrate, besonders in der Anagenphase (Wachstumsphase) des Haarzyklus.
Zytostatika schädigen die DNA dieser Zellen oder stören deren Zellteilung, was dazu führt, dass die Haarfollikel in die Ruhephase (Telogenphase) übergehen oder direkt absterben. Dies führt zu einem raschen Haarausfall.

Induktion von Apoptose (programmierter Zelltod):

Chemotherapeutika können Apoptose in Haarfollikelzellen auslösen, was zum Absterben dieser Zellen führt und somit den Haarausfall beschleunigt.

Anagen Effluvium:

Dies ist die häufigste Form des Haarausfalls bei Chemotherapie. Es tritt auf, weil die Haarfollikel in der Wachstumsphase (Anagenphase) direkt geschädigt werden. Der Haarausfall beginnt normalerweise ein bis zwei Wochen nach Beginn der Chemotherapie und kann sehr schnell und ausgeprägt sein, wobei oft große Haarbüschel ausfallen.

Diffuser Haarausfall:

Der Haarausfall ist meist gleichmäßig über die gesamte Kopfhaut verteilt, kann aber auch Augenbrauen, Wimpern und andere Körperhaare betreffen.

− Reversibilität des Haarausfalls nach einer Chemotherapie

Der Haarausfall durch Chemotherapie ist in der Regel vorübergehend. Nach Abschluss der Behandlung beginnen die Haarfollikel normalerweise wieder zu wachsen. Es kann jedoch mehrere Wochen bis Monate dauern, bis das Haarwachstum wieder sichtbar wird und die Haare eine normale Länge erreichen.

Veränderungen der Haarstruktur:

Manchmal wachsen die Haare anders nach der Chemotherapie. Sie können eine andere Farbe, Textur oder Dichte haben. Dies ist oft vorübergehend, aber in einigen Fällen können die Veränderungen langfristig sein.
Unterstützung während und nach der Chemotherapie

Kühlkappen (Scalp Cooling):

Mütze bei Haarausfall

Käppi bei Haarausfall

Kühlkappen können während der Chemotherapie getragen werden, um die Kopfhaut zu kühlen und die Durchblutung der Haarfollikel zu reduzieren. Dies kann helfen, Haarausfall zu verringern, indem weniger Chemotherapeutika die Haarfollikel erreichen.

Lesen Sie hierzu den Fachartikel in der Ärztezeitung: aerztezeitung.de/Chemotherapie-Kuehlkappen-bremsen-den-Haarausfall ↑

Pflegeprodukte:

Milde Shampoos und pflegende Produkte → können helfen, die Kopfhaut zu beruhigen und die verbleibenden Haare zu pflegen.

Perücken und Kopfbedeckungen:

Viele Menschen entscheiden sich, während der Chemotherapie Perücken, Hüte oder Schals zu tragen, um den Haarausfall zu kaschieren. Schauen Sie sich hierzu unseren Leistungen zu Zweithaar an →

Medizinisches Zweithaar bei Haarhausfall

Zweithaar bei Haarausfall

Psychologische Unterstützung:

Der Haarausfall kann emotional belastend sein. Psychologische Unterstützung und Selbsthilfegruppen können helfen, mit den emotionalen Auswirkungen umzugehen.

Haarausfall durch Cetirizin?

Cetirizin, ein Antihistaminikum, das häufig zur Behandlung von Allergien wie Heuschnupfen, Nesselsucht und anderen allergischen Reaktionen verwendet wird, ist nicht allgemein dafür bekannt, Haarausfall zu verursachen. Es gibt jedoch einige Berichte und Fallstudien, die darauf hinweisen, dass Cetirizin in seltenen Fällen Haarausfall verursachen kann.

Mögliche Mechanismen für Haarausfall durch Cetirizin:

  1. Allergische Reaktion oder Unverträglichkeit: In seltenen Fällen kann eine Person allergisch auf Cetirizin reagieren, was verschiedene Symptome einschließlich Haarausfall verursachen könnte.
  2. Stress und Immunsystem: Chronische Allergien und der ständige Einsatz von Antihistaminika könnten theoretisch das Immunsystem und den Stresslevel beeinflussen, was indirekt zu Haarausfall führen kann.
  3. Individuelle Reaktion: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente, und es könnte sein, dass einige Individuen empfindlicher auf Cetirizin reagieren, was zu Haarausfall führen könnte.

Dokumentierte Fälle und Berichte: Es gibt vereinzelt Berichte von Patienten, die nach der Einnahme von Cetirizin Haarausfall hatten. Diese Berichte sind jedoch selten und reichen nicht aus, um wissenschaftlich bestätigt zu werden

Wissenschaftliche Studien: Bisher gibt es keine umfangreichen wissenschaftlichen Studien oder klinischen Daten, die einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Cetirizin und Haarausfall belegen. Die meisten Informationen stammen aus Einzelfallberichten.

Haarausfall durch Blutverdünner?

Blutverdünner, auch Antikoagulanzien genannt, sind Medikamente, die das Blutgerinnungssystem beeinflussen, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Einige dieser Medikamente können Haarausfall verursachen. Hier sind die wichtigsten Antikoagulanzien, die mit Haarausfall in Verbindung gebracht werden, und die möglichen Mechanismen:

Arten von Blutverdünnern und ihre Auswirkungen auf Haarausfall

  • Heparin:
    Mechanismus: Heparin kann Haarausfall verursachen, indem es die Haarfollikel in die Ruhephase (Telogenphase) überführt. Dies führt zu Telogen Effluvium ↓, einer Form des diffusen Haarausfalls, bei dem viele Haare gleichzeitig ausfallen.
  • Warfarin (Coumadin):
    Mechanismus: Warfarin kann ebenfalls Telogen Effluvium verursachen. Der genaue Mechanismus ist nicht vollständig verstanden, aber es wird vermutet, dass die Beeinflussung der Blutgerinnung und mögliche Mikronährstoffmängel (wie Vitamin K) eine Rolle spielen könnten.
  • Direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs):
    Beispiele: Apixaban (Eliquis), Rivaroxaban (Xarelto), Dabigatran (Pradaxa)
    Mechanismus: Diese neueren Antikoagulanzien können auch Telogen Effluvium ↓ verursachen, obwohl dies seltener berichtet wird als bei Heparin und Warfarin. Der Mechanismus bleibt unklar, könnte aber ähnliche Faktoren wie bei den anderen Antikoagulanzien beinhalten.

Was ist Telogen Effluvium?

Telogen Effluvium (TE) ist eine häufige Form des diffusen Haarausfalls, die auftritt, wenn eine erhebliche Anzahl von Haaren in die Telogenphase (Ruhephase) des Haarzyklus übergeht und anschließend ausfällt. Normalerweise befinden sich etwa 10-15% der Haare in der Telogenphase, aber bei Telogen Effluvium kann dieser Anteil auf bis zu 30-50% steigen. Dieser Zustand führt zu einem spürbaren und oft beunruhigenden Haarausfall.

Telogen Effluvium ist eine reversible Form des Haarausfalls, die häufig durch vorübergehende Veränderungen oder Stressfaktoren ausgelöst wird. Mit der richtigen Diagnose und Behandlung kann das Haarwachstum wiederhergestellt werden. Wenn Sie anhaltenden oder schweren Haarausfall bemerken, ist es ratsam, einen Arzt oder Dermatologen zu konsultieren, um die Ursache zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Diese Medikamente können Haarausfall auslösen

Hier sind einige Kategorien von Medikamenten und die Mechanismen, durch die sie Haarausfall verursachen können:

  • Zytostatika (Chemotherapeutika):
    Beispiel: Cyclophosphamid, Doxorubicin
    Mechanismus: Diese Medikamente greifen schnell teilende Zellen an, wozu auch Haarfollikelzellen gehören. Dies führt zu einer Störung des Haarwachstums und zu Haarausfall.
  • Antikoagulanzien:
    Beispiel: Heparin, Warfarin
    Mechanismus: Sie können Telogen Effluvium auslösen, eine Form des Haarausfalls, bei der viele Haarfollikel gleichzeitig in die Ruhephase übergehen.
  • Retinoide:
    Beispiel: Isotretinoin (zur Aknebehandlung)
    Mechanismus: Hohe Dosen von Vitamin A oder seinen Derivaten können den Haarzyklus stören und Telogen Effluvium verursachen.
  • Betablocker:
    Beispiel: Metoprolol, Propranolol
    Mechanismus: Die genauen Mechanismen sind nicht vollständig verstanden, aber sie können ebenfalls Telogen Effluvium auslösen.
  • Antikonvulsiva:
    Beispiel: Valproinsäure, Carbamazepin
    Mechanismus: Sie können den Haarwachstumszyklus stören und zu Telogen Effluvium führen.
  • Antidepressiva:
    Beispiel: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wie Fluoxetin, Paroxetin
    Mechanismus: Können Telogen Effluvium auslösen, möglicherweise durch Veränderungen im Serotonin-Spiegel, der den Haarzyklus beeinflusst.
  • Hormone und Hormontherapien:
    Beispiel: Androgene, Anabolika, Hormontherapie zur Menopause
    Mechanismus: Androgene können androgenetische Alopezie verursachen, indem sie die Haarfollikel schrumpfen lassen.
  • Blutdruckmedikamente:
    Beispiel: ACE-Hemmer wie Enalapril, Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker wie Losartan
    Mechanismus: Können Telogen Effluvium auslösen, möglicherweise durch Veränderungen im Blutfluss zu den Haarfollikeln.
  • Cholesterinsenkende Medikamente:
    Beispiel: Statine wie Atorvastatin
    Mechanismus: Die genauen Mechanismen sind nicht vollständig verstanden, aber sie können Telogen Effluvium verursachen.
  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR):
    Beispiel: Ibuprofen, Naproxen
    Mechanismus: Können Telogen Effluvium auslösen, möglicherweise durch Entzündungshemmung und deren Auswirkungen auf den Haarzyklus.

Was tun bei Haarausfall durch Medikamente?

  • Arzt konsultieren:
    Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie Haarausfall bemerken. Es ist wichtig, die genaue Ursache des Haarausfalls zu identifizieren und sicherzustellen, dass er nicht durch andere Faktoren verursacht wird.
  • Medikation überprüfen:
    Ihr Arzt kann die Dosierung anpassen oder ein alternative Medikamente vorschlagen.
  • Ernährung und Lebensstil:
    Eine ausgewogene Ernährung (reich an Vitaminen und Mineralstoffen) kann helfen, die Gesundheit Ihrer Haare zu unterstützen. Stressbewältigungstechniken können ebenfalls hilfreich sein, da Stress Telogen Effluvium verschlimmern kann.

Haarausfall durch Colorationen

Haarfärbemittel sind keine Medikamente, wir wollen es doch an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.

Haare können aus verschiedenen Gründen beim Färben ausfallen. Zum einen können die chemischen Bestandteile der Haarfarbe die Haarstruktur schädigen. Die in den Färbemitteln enthaltenen Chemikalien können sowohl die äußere Kutikula (Schuppenschicht) als auch den inneren Cortex (Faserschicht) des Haares angreifen, was zu Haarbruch und Haarausfall führen kann.

Die Farbstoffe dringen in das Haar ein und verändern dessen natürliche Pigmentierung, was das Haar zusätzlich schwächen und ausdünnen kann. Zudem werden Inhaltsstoffe – die besonders in preiswerten Haarfärbeprodukten enthalten sind – wie Ammoniak und andere Substanzen in Färbemitteln als potenziell krebserregend eingestuft ↑

Wir bei Sunnymoon Hair verwenden qualitativ sehr hochwertige Colorationen → und können so diese Nebenwirkung vermeiden.


Quellenangaben:

Fokus https://praxistipps.focus.de/haarausfall-durch-medikamente-diese-arzneimittel-loesen-ihn-aus_140467 ↑
PTA heute https://www.ptaheute.de/serien/beratungswissen-rund-ums-haar/medikamentoes-bedingter-haarausfall ↑
Deutsche Apotheker Zeitung: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/11/16/wenn-arzneimittel-haut-haaren-oder-naegeln-schaden ↑